Wirtschaftliche Situation im Verkehrsgewerbe

Stimmung bleibt angespannt – Fachkräftemangel und Kostenbelastungen verschärfen sich weiter

Die wirtschaftliche Lage im niedersächsischen Verkehrsgewerbe bleibt auch 2025 angespannt. Zu diesem Ergebnis kommt eine aktuelle Umfrage der IHK Niedersachsen (IHKN) und des Gesamtverbands Verkehrsgewerbe Niedersachsen (GVN) e.V., an der sich rund 160 Unternehmen aus ganz Niedersachsen beteiligt haben. Der Vergleich zur Vorjahresumfrage 2024 zeigt: die Stimmung hat sich eher verschlechtert, denn die Herausforderungen haben sich weiter verschärft und die Erwartungen an die Zukunft sind noch pessimistischer geworden.
Die Bewertung der aktuellen wirtschaftlichen Situation bleibt auf niedrigem Niveau. 2025 beurteilen nur 13,6 Prozent der Unternehmen ihre Lage als gut (2024: 15 Prozent). Die Mehrheit (57,8 Prozent) bewertet sie als befriedigend, während 28,6 Prozent die Situation als schlecht einschätzen. Damit setzt sich der Trend aus dem Vorjahr fort, in dem bereits rund ein Viertel der Unternehmen von einer schlechten Lage berichtete.
Die Erwartungen an die kommenden Monate sind noch zurückhaltender als im Vorjahr. Nur 5,2 Prozent der Unternehmen rechnen 2025 mit einer Verbesserung ihrer wirtschaftlichen Situation (2024: 9 Prozent). 61,3 Prozent erwarten eine Stagnation, während 33,6 Prozent von einer weiteren Verschlechterung ausgehen. Im Jahr 2024 lag der Anteil der Pessimistinnen und Pessimisten noch bei 28 Prozent.
Auch bei den Frachtpreisen zeigt sich eine negative Entwicklung. Während 2024 noch ein größerer Teil der Unternehmen von stabilen oder leicht steigenden Preisen berichtete, geben 2025 nur noch 19,6 Prozent an, dass die Preise gestiegen sind. Die Hälfte sieht keine Veränderung, 30,1 Prozent beobachten sogar sinkende Preise.
Die größten Herausforderungen bleiben konstant: Steigende Personalkosten und der Fachkräftemangel werden 2025 von über 80 Prozent der Unternehmen als Hauptprobleme genannt – ein erneuter Anstieg gegenüber 2024. Hinzu kommen Infrastrukturprobleme, höhere Mautkosten, regulatorische Belastungen und wachsender Wettbewerbsdruck. Viele Unternehmen beklagen zudem die schleppende ökologische Transformation, hohe Anschaffungskosten und zunehmende Unsicherheiten durch politische Rahmenbedingungen.
Die Reformwünsche der Unternehmen an die Bundesregierung sind eindeutig: Bürokratieabbau, Senkung oder Abschaffung von Maut- und CO₂-Kosten, Investitionen in die Infrastruktur und gezielte Maßnahmen gegen den Fachkräftemangel stehen ganz oben auf der Agenda. Dazu kommt, dass die Einnahmen der Maut nur zur Hälfte für Erhalt und Ausbau von Straßen genutzt werden, die andere Hälfte wird überwiegend für Investitionen und Förderungen der Bahn genutzt. Außerdem fordern viele Betriebe eine konsequentere Kontrolle ausländischer Marktteilnehmer und steuerliche Entlastungen, um die Wettbewerbsfähigkeit des deutschen Verkehrsgewerbes zu sichern.
Stephanie Niemann, Bereichsleiterin der Fachvereinigung Spedition und Logistik / Möbelspedition im Gesamtverband Verkehrsgewerbe Niedersachsen (GVN) e. V., sagt: „Die massiv gestiegenen Kosten und der anhaltende Fachkräftemangel setzen das Transportgewerbe zunehmend unter Druck. Gleichzeitig gefährden unzureichende Kontrollen ausländischer Wettbewerber faire Marktbedingungen. Wir brauchen dringend politische Entlastungen, gezielte Maßnahmen gegen den Personalmangel und eine konsequente Durchsetzung bestehender Regeln, damit unsere Unternehmen auch künftig leistungsfähig und wettbewerbsfähig bleiben.“
Felix Jahn, Sprecher der IHK Niedersachsen, erklärt: „Wie im Vorjahr, so stehen auch 2025 Investitionen bei den Wünschen der Unternehmen weit oben. Die von Bund und Land zusätzlich zur Verfügung gestellten Mittel müssen für zielgerichtete Investitionen in die Infrastruktur genutzt werden. Und die Flexibilisierung der Fahrverbote an Sonn- und Feiertagen, insbesondere an den bundesuneinheitlichen Feiertagen (Fronleichnam, Reformationstag und Allerheiligen), würde spürbar und unmittelbar Bürokratie bei den Unternehmen abbauen“, so Jahn weiter.
Die IHK Niedersachsen ist die Landesarbeitsgemeinschaft der IHK Braunschweig, IHK Elbe-Weser, IHK Hannover, IHK Lüneburg-Wolfsburg, Oldenburgischen IHK, IHK Osnabrück - Emsland - Grafschaft Bentheim sowie IHK für Ostfriesland und Papenburg. Sie vertritt rund 520.000 gewerbliche Unternehmen gegenüber Politik und Verwaltung.
Hannover, 18.08.2025