Weite Wege zur Berufsschule schwächen die Attraktivität

Ergebnisse der IHKN-Ausbildungsumfrage zeigen vielfältige Handlungsbedarfe

Jedes fünfte Unternehmen geht laut aktueller IHKN-Ausbildungsumfrage davon aus, dass eine weitere Zusammenlegung von dezentralen Berufsschulen zu geringerer Ausbildungsintensität führt. Sollte die Besetzung eines Ausbildungsplatzes nur in jedem fünften Betrieb nicht mehr gelingen, weil die Berufsschule schlecht erreichbar ist, könnten in Niedersachsen nach vorsichtigen IHKN-Schätzungen rund 1.500 Ausbildungsplätze in den IHK-Berufen wegfallen. „Die nachhaltige Sicherung einer möglichst wohnortnahen Beschulung ist für die Fachkräfteentwicklung gerade im ländlichen Raum sehr wichtig“, mahnt Dr. Horst Schrage, Hauptgeschäftsführer der IHKN und fordert von der Landesregierung vor allem, mehr bei der Weiterbildung der Lehrkräfte – Stichwort Digitalkompetenzen – und bei der Unterrichtsversorgung zu tun.
„Besonders für Flächenregionen müssen angesichts dieser Ergebnisse Lösungen entwickelt werden, die den Auszubildenden kurze Wege in die Schule ermöglichen“, so Volker Linde, IHKN-Sprecher Berufliche Bildung. „Hier sind enge regionale Absprachen zwischen Berufsschulen, Schulträgern und Wirtschaft vor Ort notwendig. Wir bringen dazu unsere Expertise im Bündnis für Duale Berufsausbildung in Niedersachsen und jeweils vor Ort ein.“
Vor allem aber zeigt die IHKN-Umfrage, dass die Unternehmen für die Themen „Qualität der Berufsschule“ und „Digitalisierung“ spürbar Fachkräfte erwarten. Danach sind gut ausgebildete Lehrkräfte (84 Prozent), eine gute Unterrichtsversorgung (82 Prozent), ein guter Kontakt zur Schule und eine gute technische Ausstattung (jeweils mehr als 50 %) für die Unternehmen besonders wichtig. „Ziel muss sein, den dualen Partner ‚Berufsschule‘ zu stärken. Die Verbesserung von Schulausstattung und Unterrichtsversorgung tragen wesentlich zur Qualitätssicherung bei. Auch die Aus- und Weiterbildung der Lehrer, besonders aber die Nachwuchssicherung bei Berufsschullehrern muss mit hoher Priorität auf die Agenda gesetzt werden“ fordert Dr. Schrage.
Mit Blick auf die wachsenden Anforderungen durch die Digitalisierung sehen 77 Prozent der Ausbildungsbetriebe die Ausbildung als zukunftsfest an.
Die IHKN unterstreicht vor diesem Hintergrund, dass die digitale Ausstattung der niedersächsischen Schulen mit Unterstützung der Digitalpaktmittel schnell realisiert, die Qualifizierung der Lehrkräfte vorangetrieben wird und die Betreuung der Hard- und Software in den Berufsschulen künftig durch IT-Spezialisten erfolgt, um knappe Lehrerkapazitäten dafür nicht zu binden.
Mehr dazu lesen Sie im aktuellen IHKN-Fokus Niedersachsen mit dem Titel "IHKN-Ausbildungsumfrage 2019 – Weite Wege kosten Plätze“.
Der Fokus Niedersachen erscheint in regelmäßigen Abständen zu aktuellen Themen aus Wirtschaft und Politik und steht ebenso wie die Titelgrafik in hoher Auflösung in der rechten Spalte oder unter www.fokus-niedersachsen.de zum Download bereit.
Die IHK Niedersachsen ist die Landesarbeitsgemeinschaft der IHK Braunschweig, IHK Hannover, IHK Lüneburg-Wolfsburg, Oldenburgischen IHK, IHK Osnabrück - Emsland - Grafschaft Bentheim, IHK für Ostfriesland und Papenburg sowie IHK Stade für den Elbe-Weser-Raum. Sie vertritt rund 460.000 gewerbliche Unternehmen gegenüber Politik und Verwaltung.

*Hannover, 14.8.2019*