Trübe Aussichten im internationalen Geschäft
IHKN-Umfrage „Going International“: Protektionismus und Bürokratie lassen Stimmung kippen.
Die niedersächsischen Unternehmen blicken pessimistisch auf ihre internationalen Geschäftsperspektiven. Weltweit erwarten die Unternehmen über die kommenden 12 Monate hinweg schlechtere Geschäfte – mit einer einzigen Ausnahme: Für ihr US-Geschäft sind mehr als ein Drittel der Unternehmen positiv gestimmt.
Neue Barrieren bedrohen den internationalen Handel
63 Prozent der befragten Unternehmen geben an, im vergangenen Jahr mit neuen Handelshemmnissen konfrontiert worden zu sein: neue Zertifizierungsanforderungen, Sanktionen, verstärkte Sicherheitsanforderungen, Strafzölle – die Palette solcher neuen Hürden ist groß. „Der Protektionismus ist leider weiter auf dem Vormarsch. Weltweit nehmen die Hürden zu. Die EU sollte alles daransetzen, neue Freihandelsabkommen voranzutreiben und diese dann auch umgehend in Kraft zu setzen“, sagt Maike Bielfeldt, Hauptgeschäftsführerin der IHK Niedersachsen anlässlich des Erscheinens des Fokus Niedersachsen „Trübe Aussichten – IHKN-Umfrage Going International 2024“, der die Ergebnisse der gleichnamigen Umfrage vorstellt.
Die eigene Bürokratie ist ein noch größeres Problem
Neben den weltweiten Handelshürden gewinnt ein hausgemachtes Problem enorm an Bedeutung: 86 Prozent der Unternehmen meldeten erhebliche zusätzliche Herausforderungen, die ihren Ursprung in zunehmender Bürokratie in Deutschland oder in der EU haben. Maike Bielfeldt dazu: „Wir können nicht nur mit dem Finger auf andere deuten, die Handelshürden errichten, sondern wir müssen auch unsere Hausaufgaben machen: wir überlasten unsere international tätigen Unternehmen mit Bürokratie und Berichtspflichten. Gerade in Kleinunternehmen und im Mittelstand fehlen die Ressourcen, um damit fertig zu werden. Die unzähligen Arbeitsstunden, die dort heute in die Bürokratie fließen, fehlen für die strategische Weiterentwicklung des Auslandsgeschäfts. Die internationale Konkurrenz freut sich darüber!“
Nearshoring in Osteuropa gewinnt an Bedeutung
Ein weiterer Trend lässt sich an den aktuellen Außenhandelszahlen sehr deutlich ablesen. Während es insgesamt kaum dynamische Entwicklungen in den Importbeziehungen Niedersachsens – abseits vom Bereich Energie – gibt, fallen einige osteuropäische EU-Länder durch ein weit überdurchschnittliches Wachstum auf: die Importe aus Polen nahmen zum Beispiel von einem ohnehin schon hohen Niveau noch einmal um 7 Prozent zu auf nun 13,1 Mrd. Euro. Polen überholt damit China (11 Mrd. Euro) und ist der zweitwichtigste Herkunftsmarkt für die niedersächsischen Importe. Auch aus Tschechien, Ungarn, der Slowakei und Rumänien wurde deutlich mehr importiert als zuvor.
Die Ergebnisse im Detail stellt der aktuelle IHKN-Fokus Niedersachsen mit dem Titel „Trübe Aussichten – IHKN-Umfrage Going International 2024“ vor, den Sie unter in der rechten Spalte als PDF abrufen können.
Der Fokus Niedersachen erscheint in regelmäßigen Abständen zu aktuellen Themen aus Wirtschaft und Politik. Die aktuelle Ausgabe sowie die bereits erschienenen Publikationen sind unter www.fokus-niedersachsen.de zu finden.
Die IHK Niedersachsen ist die Landesarbeitsgemeinschaft der IHK Braunschweig, IHK Hannover, IHK Lüneburg-Wolfsburg, Oldenburgischen IHK, IHK Osnabrück - Emsland - Grafschaft Bentheim, IHK für Ostfriesland und Papenburg sowie IHK Stade für den Elbe-Weser-Raum. Sie vertritt mehr als 500.000 gewerbliche Unternehmen gegenüber Politik und Verwaltung.
*Hannover, 15.4.2024*