Tourismuswirtschaft blickt besorgt in die Zukunft

Hohe Arbeitskosten belasten das Gastgewerbe

Der Start in die Tourismussaison verlief in weiten Teilen Niedersachsens gut: Das meist gute Wetter über Ostern und die Maifeiertage lockte viele Gäste in die Reiseregionen Niedersachsens. Dennoch bleibt die Stimmung bei den Betrieben insgesamt verhalten. Das ist das Kernergebnis der aktuellen Saisonumfrage der IHK Niedersachsen (nicht barrierefrei, PDF-Datei · 186 KB). Der Konjunkturklimaindex, der die aktuelle Lage und die Aussichten in einem Wert zwischen 0 und 200 zusammenfasst, ist leicht gestiegen. Aktuell zeigt er einen Wert von 90,6 Punkten – im Herbst 2024 waren es noch 87,5 Punkte; im Vergleich zum Vorjahr hat er sich jedoch kaum verändert (Frühjahr 2024: 90,2 Punkte).
Ihre aktuelle Lage bewerten derzeit 25 Prozent der Betriebe als gut, 47 Prozent als befriedigend und 28 Prozent als schlecht. Der Umsatz ist im Vergleich zur Frühjahrsumfrage 2024 gesunken. Die Aussichten haben sich zuletzt zwar verbessert, bleiben aber insgesamt verhalten. So erwarten 18 Prozent der Betriebe eine günstigere Geschäftslage (Herbst 2024 8 %) und 34 Prozent eine Verschlechterung(Herbst 2024 43 %). Fast jeder zweite Betrieb geht nach wie vor von einer gleichbleibenden Situation aus.
„Zwar haben sich die Aussichten der Betriebe leicht verbessert. Wirklich positiv blickt die Branche aber noch nicht in die Zukunft. Die im Koalitionsvertrag angekündigte Senkung der Umsatzsteuer auf Speisen in Restaurants ab 2026 sowie die Flexibilisierung der Arbeitszeit sind von der Branche seit langem geforderte Erleichterungen. Dies allein ist aber noch nicht der Befreiungsschlag, den die Branche jetzt braucht. Wir erwarten von der neuen Bundesregierung deutliche Erleichterungen für die Betriebe durch mehr Digitalisierungsangebote, Abbau von Bürokratie und steuerliche Anreize für Investitionen“, so IHKN-Hauptgeschäftsführerin Monika Scherf.
Als größte Risiken für die wirtschaftliche Entwicklung des eigenen Unternehmens in den kommenden zwölf Monaten sieht das Gastgewerbe die Arbeitskosten mit 85 Prozent, gefolgt von den Kosten für Energie, Rohstoffe und Lebensmittel mit 76 Prozent. Auf den nächsten Plätzen stehen die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen (60%) und der Personalmangel (51%). Die Arbeitskosten werden damit zum zweiten Mal in Folge als größte Herausforderung gewertet und liegen nun auf einem Allzeithoch.
„Die hohen Kosten machen den Betrieben weiter zu schaffen. Das Gastgewerbe ist eine sehr personalintensive Branche. Kostensteigerungen im Personalbereich schlagen hier viel mehr durch als in anderen Branchen. Die angekündigte Erhöhung des Mindestlohns auf 15 Euro und steigende Kosten für Sozialversicherungen gepaart mit allgemeinen Kostensteigerungen bereiten den Betrieben große Sorgen. Auch kommunale Steuern wie Bettensteuer und Verpackungssteuer tragen nicht zu einer Erleichterung für die Branche bei“, so IHKN-Tourismussprecherin Kerstin van der Toorn.
Dies alles wirkt sich auch auf die Preisgestaltung der Betriebe aus. Mehr als jeder zweite Betrieb geht zwar aktuell von gleichbleibenden Preisen für die nächste Saison aus, aber 44 Prozent der Unternehmerinnen und Unternehmer gehen davon aus, ihre Preise nach oben korrigieren zu müssen.
Der Personalmangel beschäftigt die Branche nach wie vor. Insgesamt rechnen die Betriebe weiterhin mit einer leicht rückläufigen Zahl an Beschäftigten. Grund dafür ist der Mangel an geeigneten Bewerberinnen und Bewerbern: 42 Prozent der Betriebe im Gastgewerbe können offene Stellen längerfristig nicht besetzen, da sie keine passenden Arbeitskräfte finden. 36 Prozent haben aktuell keinen Personalbedarf und 23 Prozent keine Probleme, offene Stellen zu besetzen.
Die Reisebüros und -veranstalter bewerten ihre aktuelle Lage insgesamt besser als das Gastgewerbe. 39 Prozent der befragten Betriebe sehen ihre derzeitige Lage als gut, 52 Prozent als befriedigend und 10 Prozent als schlecht. Der Umsatz ist im Mittel gleichgeblieben, gerade im Bereich der Geschäftsreisen allerdings zurückgegangen. Die Aussichten der Branche sind eher verhalten. 35 Prozent erwarten eine schlechtere Geschäftslage, 15 Prozent eine Verbesserung. Insgesamt sinkt der Klimaindex so von zuletzt 112 auf nun 101 Punkte. Im Vorjahr lag er noch bei 122 Punkten. Als größtes Risiko werden hier die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen gesehen. Zwei Drittel der Befragten gaben dies als Risiko an. Hier spielen sowohl die gesamtwirtschaftliche Lage als auch die internationale Politik eine Rolle. Danach folgen Personalmangel (48%), Arbeitskosten (39%), Energie- und Rohstoffpreise (34%) und die Inlandsnachfrage (33%).
METHODISCHER HINWEIS
Die IHKN-Saisonumfrage wurde vom 8. April bis 9. Mai 2025 durchgeführt. An der Umfrage beteiligten sich rund 450 Betriebe aus Hotellerie, Gastronomie und Campingwirtschaft sowie Reisebüros und Reiseveranstalter. Die niedersächsischen IHKs befragen halbjährlich ihre Mitgliedsbetriebe aus Beherbergung und Gastronomie sowie Reisebüros und Reiseveranstalter. Wechselnde Zusatzfragen geben Auskunft über aktuelle Branchenthemen aus Sicht der niedersächsischen Tourismuswirtschaft.
Die IHK Niedersachsen ist die Landesarbeitsgemeinschaft der IHK Braunschweig, IHK Elbe-Weser,
IHK Hannover, IHK Lüneburg-Wolfsburg, Oldenburgischen IHK, IHK Osnabrück - Emsland - Grafschaft Bentheim sowie IHK für Ostfriesland und Papenburg. Sie vertritt rund 520.000 gewerbliche Unternehmen gegenüber Politik und Verwaltung.
Hannover, 16.5.2025