Statement zur Evaluation des Berufsorientierungs-Erlasses

Zur Vorstellung der Ergebnisse der Berufsorientierungs-Erlass-Evaluation –
am 7.3.2024 auf der MK-Fachtagung „Auf dem Weg zum neuen BO-Erlass“

Mit der Vorstellung der Evaluation des BO-Erlasses auf der MK-Berufsorientierungs-Fachtagung am 7. März 2024 in der IHK Hannover wurde ein erster wichtiger Aufschlag bei der Erstellung des neuen Erlasses zur Berufsorientierung an den Schulen in Niedersachsen gemacht.
„Die Evaluation zeigt genau die Handlungsfelder auf, die wir als Wirtschaft immer wieder benennen: Stärkung beruflicher Orientierung insbesondere an Gymnasien, Gleichwertigkeit von dualer und akademischer Bildung, Praxisbezug bei der beruflichen Orientierung und Verbindlichkeit“ sagt Silke Richter, IHKN-Sprecherin für Schulpolitik. „Jetzt müssen aus den Erkenntnissen noch die richtigen Schlussfolgerungen gezogen, entsprechende Maßnahmen entwickelt und in ein schlüssiges Gesamtkonzept überführt werden."
Für die Industrie- und Handelskammern in Niedersachsen sind für eine nachhaltig erfolgreiche Berufsorientierung auch folgende Punkte dringend erforderlich:
  • Berufsorientierung (BO) muss an allen Schulformen (insbesondere an Gymnasien) weiter vorangetrieben und systematisiert werden. Unter beruflicher Orientierung verstehen die Industrie- und Handelskammern sowohl Berufs- als auch Studienorientierung. Dabei ist es allerdings wichtig, den Jugendlichen auch die Karrieremöglichkeiten mit einer dualen Berufsausbildung zu verdeutlichen sowie die berufliche Ausbildung gleichermaßen und gleichberechtigt zum Studium als Anschlussziele des gymnasialen Bildungsgangs darzulegen.
  • In allen Schulen sollten dafür die notwendigen personellen und zeitlichen Ressourcen bereitgestellt werden. Wichtig ist, dass die einzelnen BO-Maßnahmen immer im Rahmen des gesamten BO-Konzepts gedacht und angegangen werden. Dabei ist möglichst viel Praxisbezug hilfreich. Praktika spielen dabei eine besondere Rolle: sie müssen flächendeckend stattfinden und sollten lokal koordiniert werden. Die Kooperation zwischen Schulen und Wirtschaft ist zu begrüßen.
  • Die Berufsbildenden Schulen erhalten zunehmend eine stärkere Rolle als Akteur im Bereich der Berufsorientierung, in der betrieblichen Weiterbildung und in der Sprachvermittlung, denn in diesen Bereichen besitzen sie besondere Kompetenzen. Wir geben zu bedenken, dass diese Aufgaben auch mit sächlichem und insbesondere personellem Budget hinterlegt sein müssen. Konkret sollten Sach-, Digital- und Personalausstattung priorisiert werden, um ein besonders attraktives Lernumfeld zu schaffen. Die Kernaufgabe der BBSn, die Berufliche Bildung als Partner im Dualen Ausbildungssystem, darf nicht unter der Mehrbelastung leiden.
  • Das Ausbildungsplatz-Matching sollte verbessert werden. Die Arbeitsagenturen sollten beim Thema BO immer mitgedacht und verstärkt einbezogen werden. Dies gilt insbesondere für die Jugendberufsagenturen (JBA). Die Bereitstellung von Fördermitteln für BO-Maßnahmen und -Projekte kann BO stärken und so ggf. auch zum Testen neuer innovativer Formate führen.
  • Um sicherzustellen, dass die duale Ausbildung während der Berufsorientierung angemessen wahrgenommen wird, sind ein attraktives Lernumfeld für Ausbildung und berufsschulisch wohnortnahe, qualitativ hochwertige Angebote unerlässlich. Das dazu eingeführte Regionalmanagement sollte zur Standortsicherung gelebt werden. Ein 29-Euro-Azubi-Ticket und verfügbarer Wohnraum sind zusätzliche Faktoren der Attraktivität für Auszubildende und neue Fachkräfte.
„Die Bedeutung der Berufsorientierung sollte sich in der Wertschätzung durch das Land Niedersachsen widerspiegeln. Wir gehen davon aus, dass wir auch weiterhin als Wirtschaft eingebunden werden und bringen uns gerne in den Prozess der Erstellung des neuen Erlasses ein“, so Silke Richter, IHKN-Schulpolitik-Sprecherin, abschließend.
Die IHK Niedersachsen ist die Landesarbeitsgemeinschaft der IHK Braunschweig, IHK Hannover, IHK Lüneburg-Wolfsburg, Oldenburgischen IHK, IHK Osnabrück - Emsland - Grafschaft Bentheim, IHK für Ostfriesland und Papenburg sowie IHK Stade für den Elbe-Weser-Raum. Sie vertritt mehr als 500.000 gewerbliche Unternehmen gegenüber Politik und Verwaltung.
*Hannover, 7.3.2024*