Ohne weitere Öffnungsschritte keine Hoffnung auf Besserung
Stimmung in der Tourismusbranche schlecht wie nie
„Die Stimmung in der Tourismusbranche war noch nie so schlecht, wie in diesem Frühjahr“, so fasst Hendrik Schmitt, Hauptgeschäftsführer der IHK Niedersachsen (IHKN), die Ergebnisse der aktuellen Saisonumfrage Tourismus zusammen. Der Klimaindex, der sich vor Ausbruch der Corona-Pandemie um einen Wert von 130 Punkten eingependelt hatte, sank nun auf einen dramatischen Tiefststand von nur noch 26,6.
„Die Branche muss dringend Einnahmen generieren, um wirtschaftlich überleben zu können. Die positive Entwicklung des Infektionsgeschehens ermöglicht nun weitere wichtige Öffnungsschritte. Viele Landkreise liegen bereits unter einer Inzidenz von 50 oder gar 35, sodass hier nach dem angekündigten Stufenplan weitreichende Lockerungen möglich sind. Mit Auslaufen der sogenannten Bundesnotbremse Ende Juni und dem Fortschreiten der Impfkampagne sollten Anfang Juli alle Öffnungsbeschränkungen aufgehoben und dem Impffortschritt höhere Beachtung geschenkt werden“, so Hendrik Schmitt.
Die bisherige Geschäftslage beschreiben 91,7 Prozent des Gastgewerbes als schlecht – was den Lockdown seit Anfang November wiederspiegelt. Bei den Reisebüros und –veranstaltern sind es sogar 97,1 Prozent. Und auch die Entwicklung der Geschäftslage wird überwiegend negativ bewertet. Im Gastgewerbe gehen 60,5 Prozent von einer ungünstigeren Geschäftslage in der nächsten Saison aus, wobei das Beherbergungsgewerbe mit 59,4 Prozent noch ein wenig optimistischer ist als die Gastronomie.
Als größtes Risiko für die für die wirtschaftliche Entwicklung des Unternehmens werden mit 67 Prozent nach wie vor wirtschaftspolitische Rahmenbedingungen und damit vor allem die Auswirkungen der Corona-Pandemie auf die Branche angegeben. 77,2 Prozent der Befragten Betriebe berichteten im April noch vom Stillstand der geschäftlichen Tätigkeit durch die Corona-Pandemie. 13,3 Prozent fühlen sich von der Insolvenz bedroht.
Platz zwei der Risiken belegte mit 58,8 Prozent der Fachkräftemangel. „Die Arbeitsmarktsituation verschärft sich. Viele Saisonkräfte stehen aufgrund des späten Saisonstarts nicht mehr zur Verfügung“, so IHKN-Tourismussprecher Arno Ulrichs. So berichten 44,1 Prozent der Befragten von der Abwanderung von Mitarbeitern, wobei diese Problematik in der Gastronomie noch stärker ausgeprägt ist (48,6 %) als im Beherbergungsbereich (42 %). Gleichzeitig mussten 19,6 Prozent der Betriebe Mitarbeiter aufgrund der Auswirkungen der Pandemie entlassen.
Als weitere Risiken für die wirtschaftliche Entwicklung des Unternehmens folgen Energie-, Lebensmittel- und Rohstoffpreise (50,5%), Arbeitskosten (45,4%) sowie Auslands- und Inlandsnachfrage (30,2% bzw. 27,7%).
Befragungszeitraum war vom 8. April 2021 bis zum 7. Mai 2021. „In dieser Zeit wartete die Branche auf die Ankündigung von Öffnungsschritten, nachdem die Betriebe zu Ostern geschlossen bleiben mussten. Erst am 4. Mai kündigte die Landesregierung erste Öffnungsmöglichkeiten ab dem 10. Mai an“, so Ulrichs.
Gleichzeitig hat eine Blitzumfrage der IHKN vor dem 10. Mai gezeigt, dass mehr als 50 Prozent der Beherbergungsbetriebe zum 10. Mai noch nicht für touristische Übernachtungen öffnen würden. Als Hauptgrund gaben 47 Prozent der Betriebe wirtschaftliche Gründe an. Durch die 60%ige Maximalbelegung sowie vor allem die Landeskinderregelung rechnete sich eine Öffnung für viele Betriebe noch nicht. Auch wurde die Kurzfristigkeit der Ankündigung kritisiert.
An der Umfrage beteiligten sich 620 Betriebe aus Hotellerie, Gastronomie und Campingwirtschaft sowie 172 Reisebüros und Reiseveranstalter. Die niedersächsischen IHKs befragen halbjährlich Mitgliedsbetriebe aus Beherbergung und Gastronomie sowie Reisebüros und Reiseveranstalter. Wechselnde Zusatzfragen geben Auskunft über aktuelle Branchenthemen aus Sicht der niedersächsischen Tourismuswirtschaft.
In der rechten Spalte stehen die Ergebnisse der Saisonumfrage Tourismus Frühjahr 2021 in grafischer Aufbereitung zum Download bereit.
Die IHK Niedersachsen ist die Landesarbeitsgemeinschaft der IHK Braunschweig, IHK Hannover, IHK Lüneburg-Wolfsburg, Oldenburgischen IHK, IHK Osnabrück - Emsland - Grafschaft Bentheim, IHK für Ostfriesland und Papenburg sowie IHK Stade für den Elbe-Weser-Raum. Sie vertritt rund 495.000 gewerbliche Unternehmen gegenüber Politik und Verwaltung.
*Hannover, 27.5.2021*