Regionale Impulse für ausgewogene Innovationspolitik entwickeln
IHKN-Fokus Niedersachsen “Innovationsfähigkeit: Staatliche Rahmenbedingungen wirken einschränkend”
Innovationen steigern die Wettbewerbsfähigkeit. Sie sind ausschlaggebend für die Standortattraktivität und fördern das Wirtschaftswachstum. „Mehr als jedes vierte Unternehmen aus Niedersachsen hat seine Aktivitäten in Forschung und Entwicklung während der COVID 19-Pandemie erhöht. Gut 40 Prozent prognostizieren in einer Kurzumfrage weitere Zunahmen. Allerdings beurteilen 26 Prozent der Unternehmen in Niedersachsen die dafür notwendigen staatlichen Rahmenbedingungen für ihre Innovationsaktivitäten als „schlecht“, nur 12 Prozent der Befragten vergibt ein „gut“. Jedes sechste Unternehmen erwarte darüber hinaus, dass sich die staatlichen Rahmenbedingungen in den kommenden Monaten weiter verschlechtern. Um das vorhandene Innovationspotenzial der Wirtschaft tatsächlich zu erschließen, müssen die staatlichen Rahmenbedingungen verbessert werden. Zudem müssen qualifiziertes Personal und ausreichend Kapital verfügbar sein“, erläutert IHKN-Hauptgeschäftsführer Hendrik Schmitt. Die künftige Verfügbarkeit von Kapital für Innovationen bereite jedem vierten befragten Unternehmen Sorge. Rund jedes Zweite sehe hier Optimierungsbedarf. Der Ausblick beim Personal hingegen sei positiv, so Schmitt.
„Alles, was dazu beiträgt, die Innovationsfähigkeit der Wirtschaft zu fördern, zahlt unmittelbar ein auf die Zukunftsfähigkeit Niedersachsens. Es werden qualifizierte Arbeitsplätze geschaffen und Unternehmensgründungen angeregt. Zu den wichtigsten Handlungsfeldern zählen für die Unternehmen daher u. a. der Abbau bürokratischer Anforderungen bei Genehmigungs- und Zulassungsverfahren, die Fortführung und Mittelausstattung der landeseigenen Innovationsprogramme, kürzere Bewilligungsprozeduren, gute technische Voraussetzungen, z. B. für die Digitalisierung der Wirtschaft, sowie die Stärkung des Wissens- und Technologietransfers zwischen Wirtschaft und Wissenschaft“, erklärt Anke Schweda, IHKN-Federführerin für Innovation, und benennt wesentliche Stellschrauben.
Vergleicht man die Innovationsfähigkeit Niedersachsens mit anderen Wirtschaftsregionen, so liegt Niedersachsen europaweit derzeit im Spitzenfeld, bundesweit ist Niedersachsen Mittelmaß. Zu diesem Ergebnis tragen die einzelnen Landesteile jedoch unterschiedlich stark bei. Die vergleichsweise gute Position kann auf die IHK-Bezirke Braunschweig, Hannover und Lüneburg-Wolfsburg zurückgeführt werden. Eine gute und ausgewogene Innovationspolitik sollte daher möglichst individuell auf regionale Stärken und Schwächen ausgerichtet werden.
„Wir wollen die Ergebnisse nutzen, um in den kommenden Monaten Gespräche mit Unternehmen, Politik und Verwaltung zu führen. Darüber hinaus wollen wir aus den allgemeinen Handlungsempfehlungen regionale Impulse entwickeln“, so Schmitt und Schweda. Besondere Bedeutung habe die Rückkopplung mit den Mitgliedern der jeweiligen Industrieausschüsse. Der heute veröffentlichte IHKN-Fokus „Innovationsfähigkeit“ enthält bereits Statements von sieben Unternehmern - eines je IHK-Bezirk, die die unterschiedlichen Handlungsempfehlungen nochmals bekräftigen.
Hendrik Kampmann, IHK-Vizepräsident und Vorsitzender des IHK-Fachausschusses Industrie und Umwelt der IHK Osnabrück - Emsland - Grafschaft Bentheim, empfiehlt, Innovationsförderprogramme auf ihre Anwendbarkeit zu prüfen und ggf. neu auszurichten. Zugleich müssten Antrags- und Bewilligungsverfahren schlanker und transparenter werden.
Die Verbesserung der Rahmenbedingungen für die Industrie trägt insgesamt dazu bei, die Innovationsfähigkeit einer Region zu verbessern. Hierzu zählt für Bernhard von Heyl, Vorsitzender im Ausschuss für Industrie und Forschung der IHK Hannover, insbesondere die Verfügbarkeit von Energie in zukunftsfähiger Form zu international wettbewerbsfähigen Preisen.
Und für Cord-Dieter Neemann, Vorsitzender IHK-Ausschuss für Industrie und Energiewirtschaft der IHK für Ostfriesland und Papenburg sind starke Anwendungsbezüge in der Technik-Bildung nötig, um eine Verbindung zwischen dem naturwissenschaftlich-technischen Unterricht und möglichen beruflichen Perspektiven zu schaffen.
Ziel des vorliegenden IHKN-Fokus ist es, einen Überblick über die Innovationsfähigkeit der Wirtschaft zu schaffen und einen grundsätzlichen Vergleich auf Ebene der IHK-Bezirke zu ermöglichen. Hierfür führten die sieben niedersächsischen IHKs im Sommer 2020 eine Kurzumfrage zur Innovationsfähigkeit bei knapp 200 produzierenden Unternehmen bzw. industrienahen Dienstleistern durch. Parallel wurden der Innovationsindex 2018 des Statistischen Landesamtes Baden-Württemberg sowie verschiedene Innovationsindikatoren ausgewertet.
Den IHKN Fokus Niedersachsen gibt es unter diesem Link als Blätterjournal, die PDF steht in der rechten Spalte zum Download bereit.
Die IHK Niedersachsen ist die Landesarbeitsgemeinschaft der IHK Braunschweig, IHK Hannover, IHK Lüneburg-Wolfsburg, Oldenburgischen IHK, IHK Osnabrück - Emsland - Grafschaft Bentheim, IHK für Ostfriesland und Papenburg sowie IHK Stade für den Elbe-Weser-Raum. Sie vertritt rund 495.000 gewerbliche Unternehmen gegenüber Politik und Verwaltung.
*Hannover, 18.11.2020*