Industriestandort Niedersachsen in Gefahr

IHKN stellt Impulspapier zur Stärkung des Wirtschaftsstandorts Niedersachsen vor

Die IHK Niedersachsen (IHKN) stellt heute (Freitag, 06.12.24) ihr Impulspapier „Positionen zur Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit des Standorts Niedersachsen“ vor. Sie schlägt darin mehr als 50 konkrete Maßnahmen vor, mit denen der Wirtschaftsstandort Niedersachsen zukunftsfähig gemacht werden kann.
„Der Anlass unseres Impulspapiers ist bedrückend. Denn die aktuelle wirtschaftliche Lage der Unternehmen in Niedersachsen ist alarmierend“, erklärt IHKN-Präsident Matthias Kohlmann. Besonders betroffen sei der industrielle Mittelstand, das Rückgrat der niedersächsischen Wirtschaft. Dieser leide unter enormen Belastungen wie hohen Abgaben, steigenden Energiekosten, überbordender Bürokratie sowie einem zunehmenden Fachkräftemangel.
Die Ergebnisse der aktuellen IHKN-Standortumfrage, an der sich mehr als 900 Unternehmen aus Niedersachsen beteiligt haben, unterstreichen diesen Befund. „Die Unternehmen bewerten den Standort jetzt mit einem ‚befriedigend‘ – und damit schlechter als in der vorangegangenen Umfrage im Jahr 2021“, so Kohlmann. Dabei richteten sich die Sorgen der Unternehmen nicht mehr nur auf einzelne Probleme, sondern auf die Attraktivität des Standorts insgesamt. „Ohne Gegenmaßnahmen droht die wirtschaftliche Basis unseres Bundeslandes zu erodieren“, so Kohlmann weiter.
Frank Hesse, IHKN-Sprecher für Wirtschaftspolitik und Mittelstand, erläutert, dass insbesondere in der Industrie die Standortzufriedenheit abgenommen hat. „Bei zentralen Standortfaktoren wie der Höhe von Steuern, Abgaben und Energiepreisen sowie der digitalen Verwaltung und der Wirtschaftsfreundlichkeit von Politik und Verwaltung beurteilen Industrieunternehmen den Standort Niedersachsen schlechter als der Gesamtdurchschnitt“, so Hesse. Besonders besorgniserregend sei, dass 35 Prozent der Industriebetriebe die Entwicklung der Standortbedingungen negativ beurteilen, während nur 22 Prozent sie positiv einschätzen. Dies sei keineswegs nur ein Problem einzelner Branchen. Vielmehr seien unterschiedliche Industriezweige, darunter die Automobilindustrie, die Grundstoffindustrie, der Maschinenbau sowie die Nahrungsmittel- und Bauindustrie betroffen.
Die IHK Niedersachsen präsentiert mehr als 50 Maßnahmen, mit denen die Standortattraktivität Niedersachsens wieder gestärkt werden kann. Diese Vorschläge wurden zuvor in zwei Workshops mit den Vorsitzenden der Industrieausschüsse der sieben niedersächsischen IHKs erarbeitet.
„Ein wesentlicher Aspekt ist ein Mentalitätswandel hin zu einer ‚Vorfahrt für die Wirtschaft‘-Haltung“, erklärt Kohlmann. Es gehe darum, die Erwirtschaftung neuen Wohlstands ins Zentrum zu rücken. Dies erfordere u.a. schnellere Genehmigungsverfahren und die Förderung unternehmerischer Eigenverantwortung. „Maßstab sollten pragmatische Lösungen und Beispiele erfolgreicher Nachbarländer sein, statt kleinteiliger Detailregulierung“, so Kohlmann weiter.
Zu den von der IHKN vorgeschlagenen Maßnahmen zählen ein Moratorium für neue Berichtspflichten, eine umfassende Evaluierung bestehender Regularien sowie die Streichung von Gold-Plating-Vorgaben, etwa bei der Umsetzung des Green Deals. „Die Erkenntnisse zum Bürokratieabbau, die wir heute schon haben, müssen jetzt gemeinsam schnell umgesetzt werden“, fordert Kohlmann abschließend.
Die Kernergebnisse der IHKN-Standortumfrage sowie die sich daraus ergebenden Maßnahmen zur Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit des Standorts Niedersachsen sind im aktuellen Impulspapier der IHK Niedersachsen zusammengestellt. Es ist unter www.ihk-n.de/Staerkung_Wettbewerbsfaehigkeit aufrufbar.
Die IHK Niedersachsen ist die Landesarbeitsgemeinschaft der IHK Braunschweig, IHK Elbe-Weser, IHK Hannover, IHK Lüneburg-Wolfsburg, Oldenburgischen IHK, IHK Osnabrück - Emsland - Grafschaft Bentheim sowie IHK für Ostfriesland und Papenburg. Sie vertritt mehr als 500.000 gewerbliche Unternehmen gegenüber Politik und Verwaltung.