Fast die Hälfte der niedersächsischen Unternehmen kann nicht alle Ausbildungsplätze besetzen

IHK-Ausbildungsumfrage für Niedersachsen

Die Lage auf dem Ausbildungsmarkt in Niedersachsen spitzt sich zu: 44,3 Prozent der niedersächsischen Betriebe konnten 2022, das zeigt eine aktuelle Umfrage der IHK Niedersachsen (IHKN), nicht alle angebotenen Ausbildungsplätze besetzen – obwohl die Unternehmen sehr engagiert um Nachwuchs werben. Bei 69,8 Prozent der Unternehmen gingen keine geeigneten Bewerbungen ein, gar keine Bewerbungen erhielten 36,4 Prozent. Das sind rund sechs Prozentpunkte mehr als 2019. Dieser Anstieg bei den nicht vorhandenen Bewerbungen ist ein eindeutiger Beleg für den steigenden Bewerbermangel in Niedersachsen. An der IHK-Ausbildungsumfrage haben sich mehr als 1.000 Ausbildungsbetriebe aus Niedersachsen beteiligt.
Mit mehr Berufsorientierung gegen den Bewerbungsmangel
„Die Zahlen machen einerseits deutlich, dass Bewerbungen von Schülerinnen und Schüler auch zum Ausbildungsstart 2023 weiterhin aussichtsreich sind. Andererseits untermauern die Umfrageergebnisse, dass die Unternehmen gezielte Unterstützung brauchen, um mehr junge Menschen für eine berufliche Ausbildung zu begeistern“, sagt Maike Bielfeldt, Hauptgeschäftsführerin der IHK Niedersachsen (IHKN). „Wichtige Maßnahmen wären mehr Praktika und eine insgesamt bessere Berufsorientierung von Schülerinnen und Schülern, die wir endlich auch flächendeckend an den Gymnasien brauchen.“ Denn was vielen nicht bewusst sei: Mit einer Ausbildung und einer anschließenden Weiterbildung – als Meister/-in, Fach- oder Betriebswirt/-in, Techniker/-in – erreichen junge Menschen einen Abschluss auf Bachelor- oder Masterniveau.
„Jungen Menschen muss klar sein, dass sie sich mit einer beruflichen Ausbildung für einen zukunftsorientierten Karriereweg entscheiden, der – verbunden mit einer entsprechenden Weiterbildung – einem akademischen Abschluss in nichts nachsteht und am Arbeitsmarkt sehr nachgefragt wird“, betont Bielfeldt. „Die Politik ist jetzt gefordert, diese Bildungsperspektiven auch zukünftig über die Weiterbildungsprämie zu unterstützen.“ Hintergrund: Noch bis Ende Oktober fördert das Land Niedersachsen erfolgreiche Absolventen der Industrie- oder Fachmeisterprüfungen mit 1.000 Euro. Die IHKN setzt sich dafür ein, diese Weiterbildungsprämie mindestens in gleicher Höhe beizubehalten. 
Chancen auch für leistungsschwächere Schulabgehende
Ein weiteres Ergebnis der niedersächsischen IHK-Ausbildungsumfrage ist, dass die Unternehmen sich sehr engagieren, um frühzeitig mit potenziellen Auszubildenden in Kontakt zu kommen. Rund zwei Drittel der Betriebe veranstalten einen Tag der offenen Tür, haben ihre Praktikumsangebote erhöht oder beteiligen sich an Ausbildungsmessen und dem bundesweiten Zukunftstag. Darüber hinaus versuchen mehr als 80 Prozent der Unternehmen leistungsschwächere Schulabgänger zu integrieren, wenn die persönliche Basis stimmt. Ein Ansatz, den auch IHKN-Hauptgeschäftsführerin Bielfeldt für richtig hält: „Es geht im Wettbewerb um Auszubildende längst nicht mehr darum, sich um die Notenbesten zu rangeln, sondern so viele junge Menschen wie möglich für die Berufsausbildung zu begeistern. Hier leisten die Unternehmen vielfach schon Unterstützung weit über das übliche Maß hinaus, um junge Menschen zum erfolgreichen Abschluss zu führen.“
Die Ergebnisse im Einzelnen sowie weitere Handlungsempfehlungen der IHK-Ausbildungsumfrage für Niedersachsen wird die IHKN in Kürze in einem IHKN-Fokus Niedersachsen ausführlich vorstellen.
Die IHK Niedersachsen ist die Landesarbeitsgemeinschaft der IHK Braunschweig, IHK Hannover, IHK Lüneburg-Wolfsburg, Oldenburgischen IHK, IHK Osnabrück - Emsland - Grafschaft Bentheim, IHK für Ostfriesland und Papenburg sowie IHK Stade für den Elbe-Weser-Raum. Sie vertritt rund 500.000 gewerbliche Unternehmen gegenüber Politik und Verwaltung.
*Hannover, 23.8.2023*