Erdgas und 'grünes' Gas – Energiequellen der Zukunft

Erdgas wird wichtiger Energierohstoff bleiben – „Grünes“ Gas kann wichtige Energiequelle werden


„Der Wegfall der Energiequellen Kernkraft und Kohle ist eine Riesenchance für die erneuerbaren Energien und für ‚grünes‘ Gas“, sagt Hendrik Schmitt, Hauptgeschäftsführer der IHK Niedersachsen (IHKN) aus Anlass der Veröffentlichung des aktuellen IHKN-Fokus Niedersachsen „Erdgas und ‚grünes‘ Gas – Energiequellen der Zukunft“[1]. „Klar ist aber auch, dass wir in einer Übergangsphase stark auf Erdgas setzen müssen“, so Schmitt weiter.
Erdgas macht aktuell einen Anteil von 23,5 Prozent des Primärenergieverbrauchs in Deutschland aus, wie der aktuelle IHKN-Fokus aufzeigt. Damit ist Erdgas nach Mineralöl aktuell noch der zweitwichtigste Energieträger für Deutschland. Dabei ist Deutschland zu rund 93 Prozent auf Erdgasimporte angewiesen.
„Unsere Importabhängigkeit wird angesichts des voraussichtlich deutlich zunehmenden Bedarfs an Erdgas noch weiter steigen“, verdeutlicht Dr. Jan Amelsbarg, Sprecher Energie der IHKN. „Die Erdgas-Vorhaben, die wir in Niedersachsen noch haben, sollten wir deswegen unbedingt noch nutzen“, so Amelsbarg weiter. Das in Deutschland heute noch geförderte Erdgas stammt nahezu vollständig aus Niedersachsen. „Diese Förderung braucht weiter die Unterstützung der Politik, denn wir werden nicht weniger, sondern tendenziell immer noch mehr Erdgas brauchen“, so Amelsbarg.
Doch die inländischen Fördermengen gehen kontinuierlich zurück. „Die wegfallenden Energiequellen müssen langfristig in erster Linie durch erneuerbare Energien ersetzt werden“, macht Amelsbarg klar. „Dabei wird die Windenergie den ‚Mammutanteil‘ am Energiebedarf decken müssen. In Niedersachsen haben wir bereits heute reichlich Windenergie und dürfen an dieser Stelle nicht nachlassen, weitere Potenziale zu verwirklichen“, so Amelsbarg. „Dies gilt erst recht im Hinblick auf die Möglichkeiten, die uns synthetisches Gas verschafft, das mithilfe von Windstrom im Wege der Elektrolyse hergestellt wird.“
„Power-to-Gas“ ist die Technologie der Stunde, die gleich in mehrfacher Hinsicht im Rahmen der Energiewende weiterhelfen kann: Die Energieproduktion bei den regenerativen Energien ist stark wetterabhängig und geeignete Speichermöglichkeiten fehlen bisher. Power-to-Gas kann diese Lücke schließen und damit erheblich zur Versorgungssicherheit beitragen.
Außerdem kann durch weitere chemische Prozesse aus Wasserstoff „grünes“ Gas hergestellt werden, das sowohl im Verkehr als auch in industriellen Prozessen oder im Wärmemarkt genutzt werden kann. Dazu müssen jedoch die Rahmenbedingungen stimmen: Aktuell sind zwar viele Unternehmen schon mit der Erprobung des Einsatzes von Wasserstoff befasst, allerdings bewegen sich diese Aktivitäten meist im Rahmen von – staatlich geförderten – Erprobungsphasen. Für eine funktionierende Wasserstoffwirtschaft muss die Elektrolyse noch deutlich kostengünstiger werden, was vor allem durch die Befreiung des Strompreises von staatlichen Umlagen und Abgaben gelingen würde.
Und auch der Ausbau der erneuerbaren Energien muss dafür weitergehen – unter Berücksichtigung des Strombedarfs und der Netzausbauanforderungen sowie einer wirtschaftlichen Energieversorgung: „Im Moment haben wir in Niedersachsen an vielen Tagen reichlich Überschussstrom, der aufgrund der fehlenden Netze nicht genutzt werden kann“, so Amelsbarg. Deshalb finde eine Wasserstoffindustrie in Niedersachsen hervorragende Bedingungen. „Doch wir müssen auch an die Zeit denken, wenn alle Übertragungsnetze für Strom errichtet sein werden. Auch dann werden wir für eine CO2-neutrale Wasserstoffwirtschaft noch ausreichend Windstrom benötigen“, macht Amelsbarg deutlich.
Mehr dazu lesen Sie im aktuellen IHKN-Fokus Niedersachsen mit dem Titel "Erdgas und ‘grünes Gas’ – Energiequellen der Zukunft".
Der Fokus Niedersachen erscheint in regelmäßigen Abständen zu aktuellen Themen aus Wirtschaft und Politik und steht ebenso wie die Titelgrafik in hoher Auflösung in der rechten Spalte oder unter www.fokus-niedersachsen.de zum Download bereit.
[1] Der IHKN-Fokus „Erdgas und ‚grünes‘ Gas – Energiequellen der Zukunft“ wird getragen von allen niedersächsischen Industrie- und Handelskammern bis auf die IHK Braunschweig.
Die IHK Niedersachsen ist die Landesarbeitsgemeinschaft der IHK Braunschweig, IHK Hannover, IHK Lüneburg-Wolfsburg, Oldenburgischen IHK, IHK Osnabrück - Emsland - Grafschaft Bentheim, IHK für Ostfriesland und Papenburg sowie IHK Stade für den Elbe-Weser-Raum. Sie vertritt rund 460.000 gewerbliche Unternehmen gegenüber Politik und Verwaltung.
*Hannover, 22.10.2019*