Eine Ausbildungsplatzabgabe ist kontraproduktiv
Die IHK Niedersachsen bedauert das Urteil des Bremer Staatsgerichtshofes
„Wir bedauern die Entscheidung des Bremer Staatsgerichtshofs zutiefst. Das Urteil wird die ohnehin angespannte wirtschaftliche Lage vieler Betriebe weiter verschärfen, ohne das Ziel der besseren Ausbildungsintegration zu erreichen.“, sagt Maike Bielfeldt, Hauptgeschäftsführerin der IHK Niedersachsen (IHKN), nach Bekanntgabe des Bremer Urteils.
Die niedersächsischen Industrie- und Handelskammern warnen vor einer Übertragung auf Niedersachsen: Die Ausbildungsplatzabgabe stellt aus Sicht der IHK Niedersachsen eine bürokratische und finanzielle Belastung dar, die die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen schmälert, insbesondere der kleinen und mittelständischen Betriebe. Die niedersächsische Wirtschaft hat stets gezeigt, dass sie bereit ist, Verantwortung zu übernehmen und junge Menschen auszubilden. Statt Zwangsabgaben für unklare Zwecke brauchen wir gezielte Maßnahmen, die die berufliche Orientierung in Schulen verbessern und die duale Ausbildung für junge Menschen und Unternehmen attraktiver machen.
Bei der IHKN-Ausbildungsumfrage 2024 gaben 48 Prozent der niedersächsischen Betriebe an, nicht alle angebotenen Ausbildungsplätze besetzen zu können. Als Gründe, warum nicht alle Ausbildungsplätze besetzt werden konnten, gaben 66 Prozent der Unternehmen an, dass keine geeigneten Bewerbungen vorlagen. Am zweithäufigsten wurde das Fehlen von Bewerbungen (33 Prozent) genannt.
Der Bewerbermangel spiegelt sich auch in den Zahlen der Agentur für Arbeit wider. Zu Beginn des Ausbildungsjahres standen in Niedersachsen fast 4.000 Ausbildungsstellen mehr zur Verfügung als Bewerberinnen und Bewerber gemeldet waren. Dennoch waren bis Ende September immer noch 4.589 Ausbildungsplätze unbesetzt. „Die jungen Leute wissen häufig zu wenig über Berufe, über berufliche Perspektiven und die Nachfrage nach Berufen im Ausbildungsmarkt“, weiß Maike Bielfeldt.
Einen wichtigen Beitrag zum Matching zwischen jungen Menschen und Ausbildungsstellen muss die Novellierung des Erlasses zur Berufsorientierung setzen. Frühzeitige Berufsorientierung in allen Schulformen sowie ausreichende Ressourcen in den Schulen im ganzen Land sind wichtige Voraussetzungen für eine gelingende Berufsorientierung in Niedersachsen. Bei der letzten IHKN-Azubi-Zufriedenheitsumfrage äußerte ein überwältigender Anteil von 83 Prozent der Teilnehmenden, dass sie ihren Ausbildungsberuf erneut wählen würden – der höchste Zuspruch der letzten neun Jahre. Dies spricht für eine hohe Qualität und gute Betreuung in den meisten Ausbildungsunternehmen.
Die niedersächsischen Kammern setzen sich weiterhin für freiwillige und praxistaugliche Lösungen ein, die allen Beteiligten gerecht werden.
Die IHK Niedersachsen ist die Landesarbeitsgemeinschaft der IHK Braunschweig, IHK Elbe-Weser,
IHK Hannover, IHK Lüneburg-Wolfsburg, Oldenburgischen IHK, IHK Osnabrück - Emsland - Grafschaft Bentheim sowie IHK für Ostfriesland und Papenburg. Sie vertritt mehr als 500.000 gewerbliche Unternehmen gegenüber Politik und Verwaltung.
Hannover, 16.12.2024