Niedersächsische Unternehmen erwarten deutliche Beeinträchtigungen im US-Geschäft

Die vorläufige Einigung im Zollstreit zwischen der EU und den USA sorgt bei den niedersächsischen Unternehmen nicht für Erleichterung. Im Gegenteil: Knapp 90 Prozent der Unternehmen mit eigenem US-Geschäft spüren im Moment schon negative Auswirkungen der US-Handelspolitik und 67 Prozent der Unternehmen erwarten durch den Zoll-Deal noch neue Belastungen. Das ist das Kernergebnis einer IHKN-Blitz-Umfrage, an der sich zwischen dem 31. Juli und 4. August knapp 400 Unternehmen aus Niedersachsen beteiligt hatten.

Gift für die Handelsbeziehungen

IHKN-Hauptgeschäftsführerin Maike Bielfeldt: „Die Stimmung der niedersächsischen Unternehmen mit US-Geschäft verschlechtert sich zusehends. Fast 60 Prozent rechnen mit deutlichen Handelsrückgängen. Das ist bei den USA als unserem drittwichtigsten Exportmarkt eine dramatische Entwicklung. Besonders problematisch ist, dass die Einigung im Zollstreit die Unsicherheit nicht beseitigt hat: 80 Prozent der Unternehmen sehen ihr US-Geschäft nach wie vor durch mögliche neue Handelseinschränkungen bedroht und beklagen anhaltende Unsicherheit. Das ist Gift für die gegenseitigen Handelsbeziehungen.“
Die Unsicherheit stellt aktuell die mit einigem Abstand größte Belastung infolge des Handelskonflikts dar. Die Zollkosten selbst wollen die niedersächsischen Unternehmen überwiegend ganz (63 Prozent der Unternehmen) oder teilweise (23 Prozent der Unternehmen) an die US-Kunden weitergeben; nur 14 Prozent der Unternehmen geben an, die Zollkosten selbst tragen zu müssen bei entsprechend verringerter Marge. Insgesamt werden die neuen Zölle deshalb in den USA die Inflation beschleunigen.
Parallel zu der Abwärtsentwicklung im US-Geschäft richten die Unternehmen ihren Blick zunehmend auf andere Märkte. Der EU-Binnenmarkt wird dabei besonders häufig (71 Prozent) als Ziel genannt. „Die Unternehmen schauen sich verstärkt nach neuen Geschäftsmöglichkeiten um und blicken zuallererst auf den EU-Binnenmarkt. Leider ist der noch lange nicht in dem schrankenfreien Zustand, den sich die Unternehmen erhoffen. Vielmehr ist er durch vielfältige Schranken gefesselt. Das ist die drängende Aufgabe für die EU: die Geschäftstätigkeit auf dem Binnenmarkt zu erleichtern. Dann kann es gelingen, einen Teil des wegbrechenden US-Geschäfts aufzufangen,“ sagt IHKN-Hauptgeschäftsführerin Maike Bielfeldt.
Hintergrund:
Niedersächsische Unternehmen exportierten im Jahr 2024 Waren und Dienstleistungen im Wert von 7,3 Mrd. Euro in die USA. Hauptexportgüter waren Fahrzeuge und Kfz-Teile (insgesamt 2,8 Mrd. Euro), Maschinen (1,2 Mrd. Euro) sowie Chemische Erzeugnisse (737 Mio. Euro).

Die Umfrage wurde zwischen dem 31. Juli und dem 4. August durchgeführt. Bundesweit beteiligten sich 3.355 Unternehmen an der Umfrage, aus Niedersachsen waren es 397 Unternehmen.
Die IHK Niedersachsen ist die Landesarbeitsgemeinschaft der IHK Braunschweig, IHK Elbe-Weser, IHK Hannover, IHK Lüneburg-Wolfsburg, Oldenburgischen IHK, IHK Osnabrück - Emsland - Grafschaft Bentheim sowie IHK für Ostfriesland und Papenburg. Sie vertritt rund 520.000 gewerbliche Unternehmen gegenüber Politik und Verwaltung.
Hannover, 15.08.2025