Berufliche Orientierung kann nicht einfach verordnet, sie muss auch ermöglicht werden

IHKN plädiert für einen strukturierten, verbindlichen und praxisorientierten Prozess mit ausreichend Ressourcen und Stunden in allen Schulformen

„Die Novellierung des Erlasses zur Berufsorientierung ist aus Sicht der Wirtschaft ein positives Signal. Diesen Reformprozess unterstützen wir ausdrücklich. Damit aus den Schülerinnen und Schülern von heute die so dringend benötigten Fachkräfte von morgen werden, brauchen wir eine strukturierte, verbindliche und vor allem praxisorientierte berufliche Orientierung“, appelliert IHKN-Hauptgeschäftsführerin Maike Bielfeldt. „Gute Berufsorientierung zeigt den Schülerinnen und Schülern alle Wege einer erfolgreichen Karriere, die mit einer dualen Ausbildung oder einem Studium beginnen kann. Hier darf weder nach zweierlei Maß gemessen noch bei der klassischen Berufsberatung aufgehört werden. Dafür braucht es in jeder Schule ausreichend Zeit und Expertise.“
Aus Sicht der IHK-Niedersachsen ist die Novellierung durchaus gelungen, es gibt allerdings noch einige Optimierungspunkte. Vor allem wird es auf die Umsetzung ankommen.
Die aktuelle Analyse des IHK-Ausbildungsmarktes zeigt: ein Drittel der IHK-Auszubildenden besitzt eine Hochschulreife. Daher ist es aus Sicht der niedersächsischen Wirtschaft unerlässlich, dass in allen allgemeinbildenden Schulen gleichermaßen berufliche Orientierung verankert und durchgeführt wird.
„Die Zeiten, in denen alle jungen Leute nach dem bestandenen Abitur direkt ins Studium gehen, sind längst vorbei“, so Silke Richter, IHKN-Sprecherin für Schul- und Hochschulpolitik. „Gerade Abiturientinnen und Abiturienten haben nach ihrem Abschluss alle Möglichkeiten und benötigen daher auch alle Informationen, sonst werden weiterhin zu viele junge Leute einen für sie nicht passenden Weg einschlagen. Umgekehrt erlangen junge Leute ohne Abitur durch eine duale Ausbildung verbunden mit einer einschlägigen dreijährigen Berufstätigkeit im Anschluss eine fachgebundene Hochschulzugangsberechtigung und können dann ins Studium gehen.“
Dazu ist es aber notwendig, dass berufliche Orientierung als fester Bestandteil mit genügend ausgebildeten Fachkräften und ausreichender Stundenzahl festgeschrieben wird.
„Berufliche Orientierung darf aber nicht bei den Informationen über die duale Ausbildung enden. Sie muss – zumindest bei den Schülerinnen und Schülern, die sich auf das Abitur vorbereiten – ganzheitlich gedacht werden und auch eine Studienberatung umfassen“, sagt Richter weiter. Ein Studium ist ebenso wie eine duale Berufsausbildung eine Sprosse auf der Karriereleiter.
Die IHK Niedersachsen ist die Landesarbeitsgemeinschaft der IHK Braunschweig, IHK Elbe-Weser,
IHK Hannover, IHK Lüneburg-Wolfsburg, Oldenburgischen IHK, IHK Osnabrück - Emsland - Grafschaft Bentheim sowie IHK für Ostfriesland und Papenburg. Sie vertritt rund 520.000 gewerbliche Unternehmen gegenüber Politik und Verwaltung.
Hannover, 30.6.2025